Zunächst möchte ich eine einfache, aber sehr wirkungsvolle Pick-Up-Technik vorstellen.

Sobald du ein Gefühl für das "einfache" Weben bekommen hast, solltest du in der Lage sein, auch diese Technik zu beherrschen. Ich empfehle dir, die einfache Technik so lange zu üben, bis deine Webkanten gerade und regelmäßig sind, denn beim Pick-Up musst du mit Gefühl arbeiten.

Für mein Beispiel verwende ich insgesamt 49 Fäden, wovon 25 gelitzt und 24 offen auf den Webrahmen gezogen werden. Auf jeder Seite haben wir drei gelitzte und drei offene Randfäden. Alle gelitzen Fäden haben die gleiche Farbe und alle offenen Fäden haben eine Farbe in gutem Kontrast zu den Rand- bzw. gelitzten Fäden.

Zunächst webst du ein Stück ganz normal in der einfachen Technik (Plain Weave). Dies ergibt ein gestreiftes Muster und gibt dir die Möglichkeit, dich auf die Breite des Bandes einzustellen und einen schönen gleichmäßigen Rand anzulegen.

Im Titelbild siehst du, dass ich auch zwischen den Mustern immer wieder zum Plain Weave zurück kehre und ihn als Abstandhalter verwende.

Für die Raute müssen wir die mittleren beiden offenen Fäden hoch holen, wenn eigentlich alle offenen Fäden unten sind (siehe im Bild oben).

Du zählst also 8 offene Fäden (hier die blauen) zu einer Seite, holst zwei hoch und hast dann wieder acht offene Fäden, die du unten lässt.

Theoretisch bräuchtest du nur die Fäden hoch holen, um das Muster zu bilden, aber dann entsteht auf der Rückseite ein unschönes Loch. Um das zu vermeiden, bekommt jeder offene Faden einen Partner.

Ich "verpartnere" immer einen gelitzten Faden mit einem offenen. Für mich in das am einfachsten, wenn ich immer links anfange und den gelitzen Faden mit dem darauf folgenden offenen Faden verpartnere (rote Kreise im Bild).

Das mag jetzt erstmal ziemlich kompliziert klingen, ist es aber eigentlich gar nicht. Nach ein paar Wiederholungen wird dir das total klar sein und du brauchst nicht mehr darüber nachdenken.

Du nimmst den gelitzten Faden VOR dem neunten offenen Faden (wir zählen von links) und lässt ihn nach unten zu den offenen Fäden fallen.

Es wird nicht lange dauern, bis du deine Finger so in das Fach hältst, dass du die Fäden gut drum herum sortieren kannst.

Ich nutze dafür auch beide Hände und habe nur die rechte Hand weg genommen, um diese Fotos zu machen.

Nun hebst du den neunten offenen Faden an, so dass du ihn zusammen mit den gelitzten Fäden auf dem Finger hältst.

Auf meinem Finger siehst du den gelitzten Faden VOR dem zehnten offenen Faden. Auch diesen lasse ich wieder fallen, da ich ja die beiden mittleren offenen Fäden hoch holen möchte.

Ich halte hier meinen Finger in das Fach, um die Fäden getrennt zu halten. Würde ich an dieser Stelle den Finger einfach heraus nehmen, würden die blauen Fäden wieder runter fallen und ich könnte das Schiffchen nicht durch das Fach führen ohne Fäden auf der "falschen Seite" zu haben.

Wenn du das Schiffchen durch das Fach geführt hast, kannst du den Finger heraus nehmen. Der Schußfaden sorgt dafür, dass alle Fäden da bleiben, wo sie hin gehören.

 

Du schlägst nun ordentlich an, bildest das nächste Fach und fährst mit dem Schiffchen hindurch. 

Für dieses Muster brauchst du immer dann, wenn die offenen Fäden oben sind, keine Fäden aufnehmen oder Fallen lassen.

Die gelitzten Fäden sind nun wieder alle unten und es ist Zeit für die nächste Runde Pick-Up.
Da wir ja eine Raute bilden möchten, musst du nun den achten und elften offenen Faden (von links gezählt) nach oben holen und ihre Partner fallen lassen.

Nachdem du den ersten und achtzehnten offenen Faden hoch geholt hast, gehst du wieder zu neun und zehn nach Innen.

Anschließend webst du im Plain Weave weiter, bis du das Muster wiederholen möchtest.

Hier siehst du die vollständige Raute.

Hält man das Band in den Händen, hat diese Technik einen wunderschönen 3D-Effekt.

Ich finde diese Technik besonders schön, weil sie einem ermöglicht, relativ schnell komplexe eigene Muster zu entwerfen und zu weben. Je nachdem, wie viele Details eingebaut werden, entstehen wirklich eindrucksvolle Bänder. 

Und im Gegensatz zum Plain Weave muss sich ein Muster nicht über das ganze Band wiederholen.

 

In diesem Beispiel ist die Raute im Gegensatz zu der Raute im Titelbild recht lang gezogen, weil ich hier immer nur einen Faden auf jeder Seite hoch geholt habe und dadurch entsprechend lange brauche, um die Raute auf der vollen Breite zu haben.

Im Titelbild habe ich immer zwei Fäden auf jeder Seite hoch geholt und erreiche dadurch die volle Breite viel schneller.

 

 

Im folgenden seht ihr Variationen dieser Pick-Up-Technik.


Für das Beispielband habe ich 18 farbige offene Fäden verwendet, um die Muster zu bilden. Für die nachfolgenden Beispiele beziehen sich die genannten Zahlen also auf 18 farbige Fäden. Möchtest du dein Band breiter machen, kannst du die Zahlen einfach entsprechend anpassen. Die Zahlen stehen für die Fäden, die du hoch holen musst. Dass der entsprechende Partner fallen gelassen wird, gebe ich nicht extra an!

 

Die Zahlen werden immer von unten nach oben gelesen (ihr webt das Muster ja auch von euch weg), so dass ihr die nächste Reihe mit einem Blatt Papier abdecken könnt, welches ihr immer weiter hoch schiebt.

 

Bei Fragen darfst du dich natürlich wie immer gerne melden!

9, 10

8, 11

7, 12

6, 13

5, 14

4, 15

3, 16

2, 17

1, 18

2, 17

3, 16

4, 15

5, 14

6, 13

7, 12

8, 11

9, 10



9, 10

8, 11

7, 12

6, 13

5, 9, 10, 14

4, 8, 11, 15

3, 7, 12, 16

2, 6, 13, 17

1, 5, 9, 10, 14, 18

2, 6, 13, 17

3, 7, 12, 16

4, 8, 11, 15

5, 9, 10, 14

6, 13

7, 12

8, 11

9, 10



9, 10

7, 8, 11, 12

5, 6, 13, 14

3, 4, 15, 16

1, 2, 17, 18

3, 4, 15, 16

5, 6, 13, 14

7, 8, 11, 12

9, 10


9, 10

7, 8 11, 12

5, 6, 13, 14

3, 4, 15, 16

1, 2, 9, 10, 17, 18

7, 8, 11, 12

5, 6, 9, 10, 13, 14

3, 4, 7, 8, 11, 12, 15, 16

1, 2, 5, 6, 9, 10, 13, 14, 17, 18

3, 4, 7, 8, 11, 12, 15, 16

5, 6, 9, 10, 13, 14

7, 8, 11, 12

1, 2, 9, 10, 17, 18

3, 4, 15, 16

5, 6, 13, 14

7, 8, 11, 12

9, 10



1, 2, (9, 10) 17, 18

3, 4, 15, 16

5, 6, 13, 14

7, 8, 11, 12

9, 10

7, 8, 11, 12

5, 6, 13, 14

3, 4, 15, 16

1, 2, 9, 10, 17, 18

7, 8, 11, 12

5, 6, 9, 10, 13, 14

3, 4, 7, 8, 11, 12, 15, 16

1, 2, 5, 6, 9, 10, 13, 14, 17, 18

3, 4, 7, 8, 11, 12, 15, 16

5, 6, 9, 10, 13, 14

7, 8, 11, 12

1, 2, 9, 10, 17, 18

3, 4, 15, 16

5, 6, 13, 14

7, 8, 11, 12

9, 10

7, 8, 11, 12

5, 6, 13, 14

3, 4, 15, 16

1, 2, 17, 18


Wenn du das Muster wiederholen möchtest, webst du die Zahlen in Klammern mit und läßt dann die erste Reihe (unten!!!) aus.

Möchtest du nur ein X, dann die Raute und dann wieder ein X weben, lässt du die Zahlen in Klammern einfach aus.


 3, 4, 15, 16

1, 2, 5, 6, 13, 14, 17, 18

3, 4, 15, 16

9, 10

7, 8, 11, 12 

9, 10

 

Je nach Wunsch wiederholen. Zum Abschluss nur die ersten drei Reihen weben, für eine kleine Raute in der Mitte, wie am Anfang.


Dieses Muster ist etwas komplizierter, weil nicht nur farbige Fäden hochgeholt werden, sondern auch dunkle, wo eigentlich farbige oben wären. Die Zahlen beziehen sich wieder nur auf die offenen Fäden, auch wenn der Partner zu sehen ist. Das heißt, anstatt einen farbigen Faden hoch zu holen, lässt du ihn fallen!

1, 2, 17, 18

15, 16

13, 14

11, 12

9, 10

7, 8

5, 6

3, 4

1, 2, 17, 18


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Kommentare: 1
  • #1

    Siebensachen (Montag, 24 Januar 2022 09:37)

    Liebe Sylvia,
    vielen Dank für dieses anschauliche und sehr gut verständliche Tutorial. Als ich nach ein paar Plain-Weave-Bändern Pick-up-Muster lernen wollte, bin ich nach deinen Anleitungen vorgegangen und es ist alles auf Anhieb gelungen. Danke auch für die vielen Muster und die schönen Fotos.
    Liebe Grüße
    Siebensachen (Beate)

    Blog: Siebensachen-zum-selbermachen.blogspot.de